Romantisches Leuchten

Der Oybin als Motiv in der Bildenden Kunst

Der Berg Oybin mit Burg- und Klosterruine wurde schon seit dem frühen 18. Jahrhundert dargestellt. Doch erst in der Malerei der Romantik seit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde er zu einem zentralen Bildmotiv gewählt. Der Gipfel, von dessen Höhe aus der Wanderer das Land überblicken kann, die Burgruine, die die Vorliebe der Zeit für das Mittelalter ansprach, und die Klosterruine als Verweis auf einen unerschütterten christlichen Glauben zogen zahlreiche Künstler an. Allen voran schuf Caspar David Friedrich als ein Hauptvertreter der romantischen Kunst wesentliche, zukunftsweisende Darstellungen des Oybins. Seine Werke sind in öffentlichen Sammlungen in ganz Deutschland und darüber hinaus ausgestellt.

Vor, neben und nach diesem Meister griffen zahlreiche weitere Künstler das Motiv auf und setzten den Oybin unter dem Einfluss der romantischen Naturanschauung eindrucksvoll in Szene. Ihre Werke bestimmen die Wahrnehmung von Felsen, Burg- und Klosterruine bis heute

Ist Romantik romantisch?

Mit dem Begriff Romantik wird eine Epoche bezeichnet und zugleich eine bestimmte Geisteshaltung. Die Romantik erstreckte sich nicht allein auf die bildende Kunst, sondern betraf auch Literatur und Musik. Sie setzte auch nicht auf allen Gebieten und in allen europäischen Ländern zugleich ein. Die romantische Landschaftsmalerei begann in Sachsen um 1800. Hauptwerke der Frühromantik entstanden in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, doch wirkten romantisches Naturgefühl, romantische Weltsicht im gesamten 19. Jahrhundert bis zur sogenannten Spätromantik am Ende des 19. Jahrhunderts weiter.

Das Wort Romantik ist von „Roman“ abgeleitet. Damit wurde ausgedrückt, dass es nun – nach der maßvoll harmonischen Kunst des Klassizismus – um eine gleichsam romanhafte, im Ausdruck gesteigerte Darstellungsweise ging. Dadurch sprach sie die Gefühle an und rührte die Psyche der Leser bzw. Bildbetrachter an. Wie zuvor an der Antike, so orientierte man sich nun ein einem idealisierten Mittelalter.

Diese Wortbedeutung unterscheidet sich vom alltäglichen Sprachgebrauch, wenn die Worte „romantisch“ oder „Romantik“ im sentimentalen Sinne verwendet werden.

Die Landschaftsmalerei hatte wirkungsvolle Mittel der Romantisierung, der romantischen Ausdruckssteigerung: mit Sonnenauf- und Untergängen, leicht veränderten und dadurch in der Wirkung gesteigerten Proportionen, stimmungshaften Nebel- oder Nachtdarstellungen, der Schilderung einsamer Wanderer zwischen Felsen oder gotischen Ruinen. Auf dem Oybin mit den aus dem Mittelalter stammenden Ruinen inmitten einer dicht bewaldeten Hügellandschaft wurde der das romantische Potential der Natur offensichtlich und die romantische Wahrnehmungsweise direkt angesprochen.

Anke Fröhlich-Schauseil